Vier Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung kehrte das britische Rap-Schwergewicht Wretch 32 letzte Woche mit ‘HOME?’. Auf der sorgfältig kuratierten LP mit fünfzehn Titeln nutzt der in Tottenham geborene Rapper dieses Projekt, um genau das zu tun, was der Titel vermuten lässt: Die Konzepte von Heimat, Ort und Identität aus der Perspektive jamaikanischer Einwanderer der zweiten Generation in Frage zu stellen. Er ist damit nicht allein, denn das Album ist vollgepackt mit einer durchdachten Auswahl gut platzierter Features von Leuten wie Little Simz, Ghetts und Kano, um nur einige zu nennen.
Von Anfang an, NACH HAUSE?' ist ein Meisterwerk der Selbstreflexion und Beobachtung. Der sanfte Opener 'Transitional Chapter' führt den Hörer in die Kernthemen der Platte ein, da kurze O-Töne von männlichen und weiblichen Stimmen, die über die Erfahrung von Einwanderern sprechen, nahtlos mit einem Sample von Goldies Klassiker 'Inner City Life' von 1995 verflochten sind. Der zweifache Vater nutzt seine Eröffnungstakte auf dem Track, um über das Thema Familienleben und das persönliche Wachstum nachzudenken, das ihm seine eigene Erfahrung als Vater gebracht hat.
In 'Seven Seater' tut sich der Rapper mit den Grime-Legenden Mercston und Ghetts zusammen, von denen er letztere oft als einen seiner größten lyrischen Einflüsse anführt. Die drei Londoner geben sich keine Blöße und gehen Bar für Bar in einer lustigen, basslastigen Chiffre, die ihre individuellen Stile geschickt zur Geltung bringt und gleichzeitig die Langlebigkeit einer Bewegung feiert, in der sie alle eine Schlüsselrolle gespielt haben.
Kano, ein weiterer Gründervater von Grime, hinterlässt seine Unterschrift auf 'Home Sweet Home'. Der Rapper und Top-Boy-Star aus East Ham verwendet seine Verse, um seine Frustration auszudrücken, während er die verschiedenen Formen des Rassismus in Großbritannien anspricht. Er bezieht sich auf die Diskriminierung und Heuchelei, die schwarzen englischen Spielern im Finale der Euro 2020 entgegengebracht wurde: "Ich wette, Saka hat sich nie schwärzer gefühlt, und Rashford war die Biene bis zum Finale, also waren wirklich einige" Ihm geht es gut, aber nur, wenn sie unser Kind füttern " ".
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Auf Tracks wie 'Windrush', 'Bridge Is Burning' und 'Nesta Marley' nickt Wretch seinem jamaikanischen Erbe kraftvoll zu, während er über die Nöte seiner Gemeinschaft über mehrere Generationen hinweg spricht. Klanglich vermitteln diese Tracks die gleiche Botschaft durch die Verwendung traditioneller jamaikanischer Instrumentierung und klare stilistische Bezüge zu Dancehall und Reggae.
Eine Reihe jamaikanischer Künstler tragen mit ihren Features auf diesen Tracks ebenfalls dazu bei, wobei Skip Marleys Gesang auf 'Nesta Marley' am bemerkenswertesten ist. Sein Erbe bedarf keiner Einführung, aber dieser Track ermöglicht es ihm, darüber hinauszugehen und seine eigene künstlerische Vielseitigkeit weiter zu demonstrieren. Er gibt sogar einem Abschnitt der Melodie, der aus dem Refrain von Didos Hit 'Thank You' von 1999 stammt, eine unerwartete Wendung.
In 'Black And British', der Lead-Single des Albums, verbindet sich der Rapper mit Benjamin A.D. und Little Simz auf dem mit Abstand selbstreflexivsten und nachdenklichsten Song der Platte. Die drei Stimmen, die das entspannte, jazzige Instrumental teilen, bieten jeweils eine tiefe, aufschlussreiche lyrische Perspektive auf die schwarze britische Erfahrung.
Ein kürzliches Interview, in dem für das Album geworben wurde, führte zu einer leichten Wiederentflammung einer jahrzehntelangen Fehde zwischen dem Rapper und seinem ehemaligen The Movement-Crew-Kollegen Scorcher. Es ist zwar völlig verständlich, warum diese Art von binärem Klatsch einen Ansturm von Klicks und Kommentaren aus der britischen Rap-Twittersphäre hervorrief, aber es ist eine Schande, dass dieses Gespräch die Rezeption der Platte selbst etwas überschattet hat. NACH HAUSE?' ist ein hoch konzeptuelles Projekt, dessen bloße Existenz eindeutig viel von der Online-Kritik konterkariert, mit der der Rapper derzeit konfrontiert ist.
Es ist ein ausgereiftes, fein gearbeitetes und klug zusammengestelltes Projekt, das von Liebe, Wachstum und Familie spricht. Sowohl textlich als auch musikalisch greift die Platte massive Themen wie Zugehörigkeit, Vertreibung, Kultur, Erbe, Rassismus und Menschlichkeit auf und ist der Beweis dafür, dass Wretch 32 nach wie vor einer der kompetentesten und vielseitigsten Kollaborateure im britischen Rap ist.
8/10
Text: Finlay Harrison
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