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CLASH-Film Nr. 02

CLASH-Film Nr. 02

      Unsere zweite CLASH-Filmkolumne vereint zwei Kino‑Giganten, erzählt eine sapphische Kriminalgeschichte von einem der Coen‑Brüder und präsentiert einen rauen Boxthriller mit Orlando Bloom.

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      HÖCHSTE 2 NIEDRIGSTE

      

      

      Ab 5. September auf Apple TV+.

      

      Denzel Washington trifft sich mit Spike Lee zum fünften Mal für einen gemeinsamen Film und macht Akira Kurosawas Klassiker High And Low neu — verlegt in die New Yorker Musikindustrie. Washington spielt David King, einen Musikmogul, der kurz davorsteht, sein eigenes Label zurückzukaufen. Dieses hochriskante Geschäft gerät in Unsicherheit, als sein Sohn entführt wird, und zwingt den karrieregetriebenen King dazu, zwischen Familie und Vermächtnis zu wählen.

      

      Teils Polizeidrama, teils Fabel über den korrumpierenden Einfluss der Macht, ist es eine Freude zu sehen, wie sicher der Regisseur mit seinem Star arbeitet. Washington ist gleichermaßen charismatisch und rücksichtslos und fühlt sich sowohl im Penthouse als auch in einem improvisierten Rap‑Battle mit Co‑Star A$AP Rocky (einer der Höhepunkte des Films) zuhause. Die Spannung steigt, wenn man sich fragt, ob David das Geld über ein Leben stellen wird, und die hervorragende Unterstützung durch Jeffrey Wright als sein bester Freund steigert die Aufregung nur noch. Lees Faszination für seine Heimatstadt lässt das Tempo etwas nach, während wir Cameo‑Auftritte ehemaliger Weggefährten und zahlreiche Sportreferenzen wahrnehmen. Es ist jedoch schwer, zwei Meistern ihres Fachs vorzuwerfen, dass sie noch immer eine fesselnde Geschichte erzählen können.

      

      8/10

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      HONEY DON’T!

      

      

      Ab 5. September im Kino.

      Ethan Coens zweiter Film seit der Trennung von seinem Bruder Joel ist zugleich der zweite Teil seiner sogenannten „lesbischen B‑Movie‑Trilogie“, auf den letztes Jahr Drive‑Away Dolls folgte. Der Star dieses Films, Margaret Qualley, kehrt hier als Kleinstadt‑Privatdetektivin Honey O’Donahue zurück, die eine Reihe eigenartiger Todesfälle untersucht, die mit einer evangelikalen Kirche und ihrem Leiter (Chris Evans) verbunden sind.

      

      Wie schon bei Drive‑Away Dolls gelingt es Coen nicht, in der stilisierten Erzählweise einen klaren Zweck zu finden. Glücklicherweise hat der Film diesmal jedoch genug Charme, um das Interesse zu halten. Qualley, die durch den letztjährigen Horrorfilm The Substance zum Star wurde, erhellt die Leinwand als die Art von trockenem Privatdetektiv‑Rolle, die sonst männlichen Hauptrollen vorbehalten ist. Ihre Härte wird durch das wilde und witzige Drehbuch von Coen und Tricia Cooke gemildert, das faszinierende Figuren schafft, etwa Aubrey Plazas butche Polizistin als Liebesinteresse und Evans’ urkomisch schmierigen Priester. Gehen sie irgendwohin, das wild originell ist? Nein, aber es macht trotzdem Spaß, Zeit mit ihnen zu verbringen.

      

      Eine Noir‑Geschichte im Stil der 90er, als die Coens berühmt wurden: Honey Don’t! fängt nicht die alte Magie ein, erzeugt aber genug Knistern, um Fans des indiehaften Skurrilen zu erfreuen.

      

      7/10

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      THE CUT

      

      

      Ab 5. September im Kino

      Orlando Bloom legt für diesen spannenden Thriller einen größtenteils überzeugenden irischen Akzent an; er spielt einen Ex‑Champion, dem ein letztes großes Duell in Vegas angeboten wird, sofern er das Gewichtslimit einhält. Mit wenig Zeit bis zur Wägung greift er zu extremen Methoden, um Pfunde zu verlieren, die ihn zunehmend von der Realität entfremden.

      

      Regisseur Sean Ellis ist dafür zu loben, dass er sich eine Prämisse für einen Boxfilm ausdachte, die keine hohle Abwandlung von Rocky ist. Dort enden jedoch die Lorbeeren: Was ein klaustrophobisches, herzzerreißendes Erlebnis hätte sein sollen, verkommt zu Melodrama mit eingesprengten Horrorelementen. Blooms Figur werden Traumata durch Rückblenden erklärt, wodurch ihm in der Gegenwart wenig bleibt, außer verschwitzt und ausgemergelt auszusehen. Es gibt einige starke Leistungen, etwa von John Turturro als schleimigem Fixer, der zu illegalen Mitteln greift, und Catriona Balfe als besorgte Trainerin Caitlin.

      

      Vorwiegend jedoch bedient The Cut vertraute Handlungspunkte und führt zu einem Schluss, der eher auf Schockeffekt als auf Tiefgang setzt.

      

      4/10

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      Text: Victoria Luxford

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