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JADE – Das ist Showbusiness, Baby!

JADE – Das ist Showbusiness, Baby!

      Wenn es sich so anfühlt, dass das Debüt-Soloalbum von JADE – alias die ehemalige Little Mixer, Gallagher-Spötterin und nationale Lieblingin Jade Thirlwall – lange auf sich warten ließ, dann liegt das daran, nun ja, dass es so war. Als man sie als den mit Abstand aufregendsten Namen im Topline-Pop (abgesehen, vielleicht, von Chappell Roan und Charli) ausrief, erschien die Lead-Single „Angel Of My Dreams“ vor über einem Jahr; ihre irrwitzige Erforschung der zweischneidigen Kehrseite des Ruhms war eine umwerfende Demonstration ihres künstlerischen Ehrgeizes. Und das war erst der Anfang: seitdem hielt die Sängerin aus South Shields alle – Fans wie Kritiker – auf Trab und veröffentlichte appetitanregende Tracks, die das ganze Spektrum abdeckten, von pulsierenden, heißen und druckvollen Clubnummern („IT girl“, „Midnight Cowboy“) über an Lady Gaga erinnernde Melodramatik („FUFN“) bis hin zu mit Funk durchsetzten Grooves („Fantasy“). Auch textlich schien sie stets einen Schritt voraus: zwischen den sexpositiven, gute-Laune-Hits lagen verletzliche Geständnisse von Unsicherheit inmitten der launischen Ruhmmaschine und vernichtende Seitenhiebe auf ausbeuterische Branchentypen (nun ja, ein bestimmter Manager mit hoch sitzender Hose und neonfarbenen DayGlo-Zähnen war da besonders gemeint). Ihre Single-Serie war von so konstanter Qualität, dass man nicht umhin konnte zu denken: Hat JADE schon alle besten Karten ausgespielt? Kurz gesagt: nein. Die zweite Hälfte von „THAT’S SHOWBIZ BABY!“ ist eine schwindelerregende Reise durch Genre, Epoche und Jekyll-und-Hyde-artige dynamische Wechsel, die der Vitalität ihrer Vorboten mehr als gerecht wird. „Headache“ hat zum Beispiel die Attitüde einer hitzeverzogenen Pharrell-7-Zoll-Single; „Natural At Disaster“ wiederum kontrastiert ernsthaften Gesang mit Chor-Backing-Vocals und glitchigen, videospielähnlichen Effekten – eine Frankenstein-artige Collage der zerrissenen Blaupause der Pop-Ballade. Die einzigen kleinen Aussetzer des Albums sind „Self Saboteur“ und „Lip Service“ – ein Paar schimmernder, von Synths getragener Stücke, die, obwohl sie bei Weitem nicht schlecht sind (im besten Fall an Caroline Polachek erinnernd, im schlimmsten an The 1975), im Vergleich zu den kompromisslosen Experimenten des restlichen Albums frustrierend ungefährlich wirken. Denn offenbar blüht JADE am meisten auf, wenn sie unerwartete Kurven wirft: namentlich der herrlich 80er-Gitarrenpop von „Unconditional“ – der Schulter an Schulter mit Pet Shop Boys und Depeche Mode stehen könnte – und das The-Supremes-samplende „Before You Break My Heart“: ein unfassbar eingängiger Sofort-Klassiker, der sie als natürliche Nachfolgerin von Diana Ross’ Weg von der Girlgroup zur Solo-Superstarin zeigt. Nach einer Karriere voller einengender, vorschreibender Popformeln hat sie nun endlich ein Erfolgsrezept nach ihren eigenen Bedingungen gebraut – und es ist alles andere als langweilig.

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