Fünfzig Jahre nachdem Pink Floyd die tiefgründigste Rock-Meditation über Abwesenheit und Ausbeutung geschaffen hatten, kehrt „Wish You Were Here“ in einer Vielzahl von Editionen zurück, die beweisen, dass manche Meisterwerke nicht nur Bestand haben — sie entwickeln sich. James Guthries neuer Stereomix, insbesondere seine Entscheidung, „Shine On You Crazy Diamond“ erstmals überhaupt als ein durchgehendes 25-minütiges Epos statt auf Albumseiten verteilt zu präsentieren, wirkt weniger wie Revisionismus und mehr wie das endlich hörbar gewordene Verwirklichen der ursprünglichen Vision der Band.
Das Album entstand aus kreativer Erschöpfung. Nach dem beispiellosen Erfolg von „Dark Side of the Moon“ fanden sich Pink Floyd körperlich und emotional ausgelaugt wieder und kämpften damit, neues Material zu entwickeln, während sie unaufhörlich tourten. Diese Erschöpfung wurde zum Thema des Albums — eine schonungslose Kritik an der Maschinerie der Musikindustrie, die Künstler verschlingt und wieder ausspuckt. Die brennende Gestalt auf Hipgnosis’ ikonischem Cover [tatsächlich ein Stuntman, angezündet, Jahre bevor digitale Tricks solche Bilder fälschen konnten] war nicht nur ein eindringliches Bild, sondern eine brutale Metapher. „Verbrannt zu werden“ war in der Branche die Kurzformel für Künstler, denen ihre Tantiemen vorenthalten wurden, und Waters kanalisiert diese Wut in einige seiner satirischsten Texte.
Doch das emotionale Zentrum von „Wish You Were Here“ bleibt die Würdigung von Syd Barrett, Pink Floyds verlorenem Genie und Kindheitsfreund. „Shine On You Crazy Diamond“ fungiert sowohl als Eloge als auch als schuldbeladener Liebesbrief, wobei Zeilen wie „Remember when you were young, you shone like the sun / you reached for the secret too soon, you cried for the moon“ Barretts kurzen, brillanten Zusammenbruch mit erschütternder Ökonomie einfangen. Die Entstehung des Songs brachte die wohl ergreifendste Episode der Rock-Folklore hervor: Barrett erschien 1975 unangekündigt während der abschließenden Mixes in den Abbey Road Studios, so körperlich verwandelt, dass keiner seiner ehemaligen Bandkollegen ihn zunächst erkannte. Dieser Geist in der Maschine verfolgt jede Note.
Storm Thorgersons Verpackungskonzept — ursprünglich in undurchsichtiges schwarzes Zellophan gehüllt, das die Artwork „abwesend“ erscheinen ließ — verstand das Album als Erforschung von „unerfüllter Präsenz“ über Barretts Verlust hinaus. Ob die Deluxe-Box jenem schwarzen Polybeutel beiliegt oder nicht, die neue visuelle Präsentation ist überwältigend und bietet unveröffentlichte Fotografien, ein Hardcover-Buch, das eigens in Auftrag gegebene Gedicht „Dear Pink Floyd“ von Simon Armitage, ein Comic-Tourprogramm und ein Knebworth-Poster neben exklusiven klaren Vinyl-Pressungen.
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Die eigentliche Offenbarung ist Steven Wilsons akribische Restaurierung von Mike Millards legendärem Bootleg aus der Los Angeles Sports Arena vom 26. April 1975. Der renommierte Taper hielt Pink Floyd in einem faszinierenden Übergangsmoment fest — sie spielten das Material Monate vor der Veröffentlichung des Albums, ließen dabei aber bemerkenswerterweise den Titelsong und „Welcome to the Machine“ weg, die erst 1977 auf der In the Flesh-Tour live debütierten. Das Audio, zuvor in trüben, generationsüberlagerten Kopien kursierend, klingt jetzt außergewöhnlich und offenbart die improvisatorische Kraft der Band und Gilmours Gitarrenarbeit in kristalliner Detailtreue. Zum Glück hat man nicht versucht, das hingebungsvolle Publikum in einer glatten Überproduktion totzuschlagen.
Neun Studio-Raritäten geben Einblick in die schwierige Entstehung des Albums und dokumentieren eine Band, deren zwischenmenschliche Risse bereits sichtbar wurden. Diese Spannungen sollten Pink Floyd schließlich zerstören, doch hier erzeugten sie kreative Reibung, die die Themen Entfremdung und Zynismus des Albums schärfte.
Guthries Dolby-Atmos-Mix bietet das bislang eindringlichste Erlebnis, Wrights Keyboards und Gilmours Gitarre nehmen jeweils eigene räumliche Positionen ein, während Waters’ Bass alles verankert. Das Format passt zu einem Material, das bereits kinomäßig gedacht war; jede Arrangement ist weit und überlegt.
„Wish You Were Here“ wurde Pink Floyds erster transatlantischer Nummer-eins-Hit und das schnellstverkaufte Album der Band, doch sein kommerzieller Triumph wirkte angesichts seines Themas fast pervers — ein Album über die seelenzerstörende Maschinerie der Musikindustrie, das ebenjene Maschine sofort fütterte. Diese Ironie hat nicht abgenommen; wenn überhaupt, machen fünfzig Jahre Streaming-Ökonomie und Playlist-Kultur die Kritik des Albums noch prophetischer erscheinen.
Diese Jubiläumsedition feiert nicht nur einen Klassiker — sie rekontextualisiert ihn und beweist, dass selbst vertraute Meisterwerke neue Dimensionen offenbaren können, wenn man sie mit angemessener Sorgfalt und Ambition behandelt. Die Flammen brennen weiter.
9/10
Text: Lee Campbell
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