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PinkPantheress - Lust darauf

PinkPantheress - Lust darauf

      Weniger als zwei Jahre nach 'Heaven Knows' kehrt PinkPantheress mit 'Fancy That' zurück, einem Mixtape, das eine neue Phase in ihrer Karriere signalisiert. Wo ihre früheren Arbeiten sowohl Lob als auch Kritik für ihre offenkundigen Sampling- und nostalgiegetriebenen Referenzen einbrachten, fühlt sich dieses Projekt wie eine entscheidende Veränderung an. Alles ist jetzt bewusster: die Kuration, die Struktur, das Geschichtenerzählen. Die Platte spiegelt den emotionalen Bogen einer Nacht wider - den frühen Schwindel, das Chaos, die Selbstbeobachtung und die unvermeidliche Nachbesprechung am Morgen danach. Durch all das ist sie die einzige Stimme im Zentrum. Keine Features, nur sie, mit Samples und Interpolationen, die sorgfältig ausgewählt wurden, um den Raum um sie herum zu färben.

      

      Ausführend produziert von PinkPantheress und langjährigem Mitarbeiter Aksel Arvid, bringt das Band auch eine eng verbundene Gruppe von Produzenten aus dem In- und Ausland mit, darunter (und nicht nur) britische Namen wie Phil und Jkarri sowie The Dare aus den USA. Ihre Beiträge fügen Textur hinzu, ohne jemals ihren unverwechselbaren Sound zu verdrängen.

      Schreib— und Sample-Credits erstrecken sich beeindruckend weit - von Sugababes und Basement Jaxx bis hin zu Jack und Nardo Wick. Es zeigt ihre Fähigkeit, die einheimische britische Popgeschichte zu erschließen und dabei selbstbewusst über Genres hinweg zu greifen. Es gibt eine merkliche Veränderung in der Art, wie sie Samples verwendet. Frühere Projekte wurden manchmal als zu referenzlastig kritisiert; 'Fancy That' ist kuratierter, intentionaler.

      Die Nacht beginnt mit 'Illegal', einem nervösen Opener voller ruhiger Spannung. “Ist das illegal? Es fühlt sich illegal an ", wiederholt sie halb flüsternd, halb wagemutig. Es ist das Geräusch des Hinausschleichens, von etwas Aufregendem, das gerade erst beginnt. Dann kommt 'Girl Like Me', das einen Keller-Jaxx—Hook aus der Romeo-Ära in etwas Wehmütiges, aber Helles verwandelt - Dancefloor-Euphorie voller Herzschmerz.

      

      'Tonight', die Lead-Single, braucht wenig Einführung. Mit seinem von Saiten geführten Sprung und seinem flatternden Tempo ist es dank eines viralen Tanzrosas, das sowohl im Video als auch neben verschiedenen Prominenten aufgeführt wird, zu einem Grundnahrungsmittel von TikTok geworden. Es ist reine Popkultur in Bewegung. Textlich ist es voll von ihrer Markenzeichen-Wange: "Willst du Sex mit mir? Komm, sprich mit mir ", singt sie - verspielt, ausgeglichen und völlig unter Kontrolle. Der Track landet zwischen bratty confidence und bedroom confession.

      Dieselbe Wange trägt sich in 'Stars', einem der vielschichtigsten Momente des Bandes. Langjährige Fans werden den Moment des Kreislaufs verfolgen und sich an ihren unveröffentlichten Track 'Attracted To You' aus dem Jahr 2021 erinnern, der nur Jacks 'Starz In Their Eyes' gesampelt hat. Diesmal hebt sie die Lyrik an - "Warum wolltest du gehen und Sterne in deine Augen setzen?" — und verarbeitet es zu etwas Glitzernderem und Reflektierenderem. Was vor ein paar Jahren als schwebende Demo begann, ist jetzt ein herausragender Schnitt, mit Credits von Just Jack selbst, einem Künstler, den sie offen bewundert.

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      Die 'Pause' in der Mitte, ein Ausschnitt aus dem Studio-Chat mit Produzent Phil, setzt die dschungellastigen 'Geräusche' in Gang, in denen ein abgeschnittener Nardo-Dochthaken das Projekt in raueres, unruhigeres Gebiet zieht. Diese Energie fließt in 'Nice To Know You', wo Pinks federleichter Gesang über ein Sample von 'Spiral' gleitet — einem weniger bekannten tiefen Schnitt von Sugababes. Anstatt auf einen großen Hit zu verzichten, entscheidet sie sich für etwas Unkonventionelleres und Atmosphärischeres. Die Wahl beweist, dass ihr Geschmack vom Gefühl geleitet wird, nicht vom Fanservice. Es überbrückt leise Epochen, erweitert ihre Palette und bewahrt gleichzeitig den Zusammenhalt des Bandes.

      Später erweitert 'Stateside' die Linse weiter. Klirrende Gitarren und die polierte Indie-Pop-Produktion von The Dare verleihen ihm eine ausgeprägte Britpop-Glasur, die Lily Allens 'The Fear' -Ära widerspiegelt, die mit kühlerer Distanz neu interpretiert wurde. Es gibt einen wissenden Optimismus in seinem Aufschwung, obwohl der Nervenkitzel jetzt vorbei ist und sich Klarheit einstellt.

      Als wir den abschließenden Track 'Romeo' erreichen, hat sich der Staub gelichtet. Pink klingt jetzt fokussierter - nicht kalt, nur vorsichtig. "Schritt eins / Lass dich nicht verlieben / Denn das macht keinen Spaß / Schritt zwei ...", warnt sie halb ernst, halb satirisch. Es ist, als würde man Regeln schreiben, von denen man bereits weiß, dass man sie brechen wird."Du bist mein Romeo / Und ich habe gerade deinen Namen geändert, jetzt ist es Romeo", zuckt sie mit den Schultern und wechselt in einer einzigen Zeile zwischen Aufrichtigkeit und Satire. Es ist lustig und doch schmerzhaft wahr — Wahn und Distanz im selben Atemzug erzählend. Kein dramatisches Ende. Nur emotionale Klarheit, in ihren eigenen Worten.

      'Fancy That' findet PinkPantheress in voller Kontrolle. Die Samples sind sauberer, bewusster — sie werden verwendet, um Geschichten zu erzählen, anstatt sie einfach zu referenzieren. Von Sugababes und Basement Jaxx bis hin zu Jack und Nardo Wick sind die Einflüsse vielfältig, aber handverlesen. Dieser Vollkreismoment auf 'Stars' ist einer der auffälligsten Flips des Mixtapes, ein klares Zeichen dafür, wie weit sie gekommen ist.

      Klänge des Vereinigten Königreichs ziehen sich durch jeden Track — Garage, Dschungel, Indie-Dance, britischer Girlie—Pop - aber dieses Mal fühlt es sich kuratierter an. Die Interpolation von Sugababes auf 'Nice to Know You' spiegelt ihre geschärften Instinkte wider und verwendet Melodien, um Epochen zu überbrücken und Generationen zu verbinden. Keine Features, keine Ablenkungen. Nur sie, die Geschichten erzählt und aus der, die sie großgezogen hat, eine neue Klanglandschaft baut.

      Stell dir das vor.

      8/10

      Wörter: Ashley Rophina

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