Auf ihrem zweiten Album ist die Metropole des norwegischen Duos ein Ort der Erheiterung und Apathie, der von Widerspruch, Lagerspektakel und groben Wahrheiten lebt.
28 · 05 · 2025
Mit anspruchsvollem Blick und hochgezogenen Augenbrauen kartografiert 'Big city life' die Rhythmen und Rituale der innerstädtischen Frau. Es ist ein sprudelndes postmodernes Märchen, das uns an der Hand durch schummrige Clubs, leere Zugwaggons, breite Straßen und sehnsuchtsvolle Schlafzimmer führt. In der Stadt der Kreation des norwegischen Duos Smerz grenzen Tricksy-Melodien an trübe Geständnisse, wobei die Weite der Stile, die in das Album eingesponnen sind, die Feinheiten und Schatten dieser Welt widerspiegelt.
Die Metropole ist für Catharina Stoltenberg und Henriette Motzfeldt ein Ort der Erheiterung und Apathie zugleich, an dem das Alltägliche mit theatralischem Flair aufgepeppt wird. Der Titeltrack beginnt wie ein experimentelles Musical aus den 80ern, Fragmente sozialer Höflichkeiten werden so köstlich ausdruckslos geliefert, dass es bedrohlich ist: "Ich habe gehört, dass sie sich getrennt haben, ha ha ha", wird immer wieder wiederholt. Diese beißende Pastiche ist auch auf 'Close' deutlich zu spüren, einem Track, der direkt am Kochen ist und vor Spannung köchelt, während er die Lebensentscheidungen des Subjekts untersucht. Selbst auf dem frechen und fabelhaften 'Feisty' des Albums können Gefühle von Ermächtigung und Isolation nicht auseinandergerissen werden. Und Kabarettdrama aus stechenden Elektrobeats und Synthie-Heulen auch nicht. Das alberne und Chaotische – "Es ist voll auf der Toilette, ich überprüfe mein Make–up und meinen Hintern" – wird durch ein Eingeständnis unterboten, das ganz am Ende hereinstürmt - "So oder so fühle ich mich verwirrt und allein". Auch oder gerade im Club bekommt die Einsamkeit den letzten Tanz.
Über die Platte zu schreien ist ein Wunsch, etwas Reales zu erfassen, etwas anderes als Gleichgültigkeit zu empfinden. "Ich möchte, dass mich etwas Großes trifft / etwas aus der Zeit", bekennen sie sich zu "Street Style". Themen wie Zeit und Greifbarkeit sind groß, das Ausweichende vertrauter als das Greifbare. Dies gilt insbesondere für die Liebe, die als alles verzehrend, aber surreal dargestellt wird. "You got time and I got money" ist ein schlendernder und schwüler Wachtraum mit ruhigem Gesang, der anmutig über blühende Streicher gelegt wird. Es fängt die dringende Leidenschaft einer neuen Romanze ein, unternimmt keinen Versuch der Subtilität und ist vom Sprung an schwindelig vor Verlangen: "Lege deine Hände um meinen Körper / halte mich fest und zeig es mir", kommt die Aufforderung aus den Eröffnungsmomenten des Tracks.
Das Album pulsiert vor gewagter Romantik, verfällt aber nie ins Zuckrige. Stattdessen ist Smerz 'Herangehensweise an die Liebe entweder witzig oder nackt. Ihre Witze sind unwiderstehlich, werden aber in den intimsten Umgebungen ausgeblendet, was sie sowohl aufschlussreich als auch schützend macht. “Baby, kann ich dich nackt sehen? / Auch wenn ich es liebe, wie du dich anziehst", singen sie mit schüchternem Charme auf dem oben genannten Track; Wenn Verletzlichkeit zu überwältigen droht, dient Humor dazu, das Zerren zwischen Verlangen und Verteidigung zu erleichtern.
Kluger Flirt wird tief in die Platte gedrückt, aber auf 'Big Dreams' rutscht die Maske für einen Moment. Über gezackte Tasten und zersplitterte Saiten kommt die Bitte: "Berühre mich und schau mir in die Augen". Manchmal ist unser größter Traum unser einfachstes Bedürfnis. Das Auftauchen im reduzierten und verzerrten Streetstyle ist der Aufruf, mich zu berühren ", wiederholt mit sanfter Hingabe. Der zeitlich ausgedehnte Track erinnert an die Szene aus Joachim Triers Der schlimmste Mensch der Welt, in der die Stadt erstarrt ist, während die Protagonistin durch die Straßen zu ihrem Barista-Liebhaber rennt.
Ungewissheit und eine ungebundene Identität spielen sich durch textliche Kuriositäten und verwirrende Formationen ab; 'Dreams' fungiert als klanglicher Spiegelsaal, verschleierte Stimmen stolpern über glitzernde elektronische Abstriche. Es beschwört ein Gefühl schwebender Intimität herauf und destilliert die Reizüberflutung des aktuellen Moments. Die Vorstellung, um das zu trauern, was noch nicht vergangen ist, kommt auch in "A Thousand lies" zum Ausdruck, einer reifen, melancholischen Ballade, in der sie offenbaren: "Ich merke in letzter Zeit / Dass ich mich nicht wieder so fühlen werde".
'Big City Life' fängt das Chaos und die Wunder des Stadtlebens mit Präzision und Dynamik ein. Das Album pendelt zwischen Glamourösem und Rohem, lebt von Widersprüchen, erfreut sich an Lagerspektakeln und groben Wahrheiten. Inmitten dieser Mehrdeutigkeit tanzend, machen Smerz 'Faszination, Verletzlichkeit und trockener Humor diese dunkel schillernde Platte zu einem starken Spiegelbild kosmopolitischer Weiblichkeit.
8/10
Wörter: Sophia Französisch
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