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Wolf Alice - Die Lichtung

Wolf Alice - Die Lichtung

      Albumrezension

      5 Sterne. Ihr bislang mutigstes, eindrucksvollstes Album.

      Rezensentin: Sarah Jamieson

      Erschienen: 22. August 2025

      Label: Columbia

      Die Aufzählung der Auszeichnungen, die Wolf Alice im Laufe ihrer 13-jährigen Bandgeschichte gesammelt haben, wirkt zu diesem Zeitpunkt etwas überflüssig. Doch machen Sie keinen Fehler: Auf ihrem vierten Album „The Clearing“ bauen sie auf ihrem bereits glänzenden Vermächtnis auf und schaffen erneut ein Werk, das sich vollkommen lebendig anfühlt; es ist ein weiterer, perfekt platzierter Schritt, der sie noch näher an den uneingeschränkten Legendenstatus rückt.

      Die Hinweise waren schon auf dem 2021er-Album „Blue Weekend“ zu finden: vom dahin schwelgenden „Delicious Things“ bis zur zarten Selbstbetrachtung in „How Can I Make It OK?“ besaß dessen Vorgänger ein wunderschönes, von Gefühlen durchdrungenes Gefühl von Gelassenheit, das sich wunderbar mit Ellie Rowsells eindringlichen Texten verband. Diesmal jedoch scheinen jede Spur von Selbstzweifeln endgültig verbannt; die Band setzt stattdessen kompromisslos auf eine ungebremste Herangehensweise und schafft ein Album von geradezu filmischem Ausmaß. Nehmen Sie den Opener „Thorns“ – mit seiner anschwellenden Streichersektion und Ellies atemberaubender stimmlicher Bandbreite wirkt er zugleich sinnlich und wild, provokant und scheu. Dass er unmittelbar vom bombastischen, wandlungsfähigen „Bloom Baby Bloom“ gefolgt wird – einem echten Statement, wenn es je eines gab – steigert das Drama nur noch, indem es in Sekundenschnelle zwischen Ekstase und Wut hin- und herschießt. Dieser kraftvolle Geist durchzieht die Adern von „The Clearing“.

      Zu erfahren, dass die Inspiration für das Album nach Ellies Sichtung von Peter Jacksons epischer Beatles-Dokuserie „Get Back“ kam, erklärt auch den Klang und das Gefühl von „The Clearing“: Die Band neigt nicht nur zu den warmen Farbtönen des Soft-Rock der 70er (denken Sie an Fleetwood Mac oder Steely Dan – dazu eine Prise der Fab Four), sondern die organischen Klangfarben und eingesetzten Tricks auf dem Album fügen zusätzliche freudige Verzierungen hinzu (siehe die traumhaften Übergänge zwischen Akustik und Elektrik in „Leaning Against The Wall“ oder den befriedigenden Audiowechsel in „Passenger Seat“). Gleichzeitig zeigt Ellie sich lyrisch in spektakulärer Form, wobei „Play It Out“ als besonders ergreifende Betrachtung des Vergehens der Zeit aus weiblicher Perspektive hervorsticht („Ich möchte mit Aufregung altern / Spüren, wie meine Welt sich weitet / Grau werden und sich darüber freuen / Nicht nur an einem Mann sexy aussehen“). Später verwandelt das von Schlagzeuger Joel Amey geleitete „White Horses“ das komplizierte Geflecht aus Identität und Familie in etwas insgesamt Feierlicheres, beruhigt das Fragende und entscheidet sich stattdessen für Zufriedenheit mit seiner gewählten Familie.

      Und darin liegt die wahre Schönheit von „The Clearing“: Nach mehr als einem Jahrzehnt gemeinsamen Wachsens umarmt Wolf Alice auf diesem vierten Album voll und ganz alle Facetten ihrer selbst, und durch diese neu gewonnene Akzeptanz und Selbstsicherheit haben sie ihr bisher mutigstes, eindrucksvollstes Album geschaffen. Ein Eintrag in die Geschichtsbücher.

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