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Militarie Gun – Gott schütze die Waffe

Militarie Gun – Gott schütze die Waffe

      Ein Album, durchzogen von einzigartiger, emporstrebender und seelenvoller Energie...

      

      

      

      

       16 · 10 · 2025

      

      

      

      

      

      

      

      Der Post-Pandemie-Hardcore-Boom hat eine Vielzahl einzigartiger angrenzender musikalischer Fusionen hervorgebracht, zusammen mit einigen weniger erfolgreichen. Militarie Gun gehören zweifellos zu den interessantesten Post-Hardcore‑(um den Begriff völlig neu zu verwenden) Bands der heutigen Szene, vor allem weil ihre Musik sehr direkt und leicht nachvollziehbar ist. Das erreichen sie, ohne eine verwässerte „Pop“-Version des Genres zu schaffen, à la der größten neuen Rockband der Welt, Turnstile. Stattdessen ist ihr raue, aber eingängige Mix aus Alternative Rock und Hardcore zugleich reduziert und unkompliziert, aber auch voller unverwechselbarer Merkmale: anthemische, beschwingte und manchmal schräg wirkende Alt/Pop‑Core-Musik und Sänger Ian Sheltons tief empfundenen, oft auffallend schonungslosen Texte über persönliche Kämpfe.

      

      Wogegen ihr Debütalbum ‚Life Under The Gun‘ eine unkomplizierte Lektion in zwei- bis dreiminütigen, poppigen Ohrwürmern war, deren selbstbewusstes Songwriting es der Band erlaubte, auf jeglichen Produktionsschmuck zu verzichten, ist ‚God Save The Gun‘ eine Art Kehrtwende. Diese 14 Tracks sind eine weitaus reichhaltigere Mahlzeit, durchtränkt mit allerlei Studiotricks und Verzierungen. Militarie Guns charakteristische prägnante Kürze bleibt größtenteils erhalten, besonders bei ein paar bemerkenswerten Höhepunkten. ‚God Owes Me Money‘ könnte ihr bester Song überhaupt sein; ein beinahe perfekter, von Emo durchzogener Anthem, dessen Refrain „Dinge, an die du dich nie erinnerst / die ich nie vergessen kann“ zu den großen Rock‑Gesangshooks dieses Jahres zählt. Der selbstbetitelte Schlusstrack ist ebenfalls großartig und nutzt Ian Sheltons kraftvolle, zugleich angekohlte Stimme wunderbar. Dann gibt es ‚Laugh At Me‘; eine in Dur gehaltene Jangle‑Rock‑Perle, deren aufrichtige Liebeserklärungen dich vor sprudelnder, liebeskranker Energie schwindelig machen werden.

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      Diese Tracks sind muskulös und brillant und sind die wichtigsten Beispiele dafür, wie die neu entdeckte Studio‑Obsession der Band die Emotionen und die Stimmung, die ihre Songs vermitteln wollen, verstärkt. Die fünfköpfige Band hat hier wirklich alles gegeben und diese 14 Tracks mit allerlei Tonlagen, Perkussion, Gitarreneffekten und weiteren großbudgetierten Verzierungen überzogen. Ein überraschender ästhetischer Einfluss auf Stücke wie ‚B A D I D E A‘ und ‚Maybe I’ll Burn My Life Down‘ scheint tatsächlich zeitgenössischer Playboi‑Carti‑Rap zu sein, mit hyperverzerrten Gitarren und Drums und Pegeln, die die Lautsprecher sprengen. Ein- oder zweimal gelingen diese neuen Ambitionen nicht ganz. ‚Maybe I’ll Burn My Life Down‘ wirft alles Mögliche hinein: Background‑Gesang, Drum‑Machines, Piano‑Stiche. Es ist so überfrachtet, dass nichts wirklich zur Geltung kommt, wie wenn man etwas so Zuckerhaltiges trinkt, dass man nicht mehr erkennen kann, welchen Geschmack das Getränk eigentlich haben soll.

      

      Wie jedoch Stücke wie ‚God Owes Me Money‘ beweisen — das einem nahezu perfekten Rocksong nahekommt — sind Militarie Gun sensationelle Songwriter, aus denen melodische Hooks scheinbar unaufhaltsam sprudeln. Die überladene Natur ihrer Produktionsentscheidungen bedeutet, dass ‚God Save The Gun‘ vielleicht etwas von der rohen, wirkungsvollen Klarheit des Debüts fehlt, doch dennoch strotzt es vor einzigartiger, emporstrebender und seelenvoller Energie.

      8/10

      Text: Tom Morgan

      

      

      

      

      

      

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