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Paul Weller – Finde El Dorado

Paul Weller – Finde El Dorado

      Eine faszinierende, eklektische Cover-Sammlung...

      23.07.2025

      Zurück im Jahr 2004 veröffentlichte Paul Weller sein erstes Cover-Album „Studio 150“. Je nach Quelle war es entweder der Tiefpunkt eines Loneliness, das der ehemalige Jam-Mann durchlebte (sowohl „Heliocentric“ aus dem Jahr 2000 als auch „Illumination“ zwei Jahre später wurden eher verhalten aufgenommen) oder der kreative Funke, der ihn auf einen (Marken-)Neustart schoss.

      Heute, 21 Jahre später, hat sich einiges geändert. Noch immer in einer kreativen Hochphase, sucht Weller nicht nach neuen Ideen, sondern macht nach intensiver Suche einen Seitenschritt. Während „Studio 150“ Interpretationen mehrerer Klassiker enthielt („Close To You“, „All Along The Watchtower“), greift er bei „Find El Dorado“ auf eine bestimmte, überwiegend britische Ära zurück, um die Stimmung einzufangen. Daher ist vielleicht nur „I Started A Joke“ (von den Bee Gees, hier mit großartiger Qualität) für die breite Öffentlichkeit erkennbar.

      Es gibt jedoch einige bedeutende Songwriter, vor allem Ray Davies von den Kinks, der nicht durch einen seiner Band-Songs vertreten ist, sondern durch „Nobody’s Fool“, die Titelsong der 1970er TV-Show „Budgie“. Davies (der für die Aufnahme den Namen Cold Turkey verwendete) konnte seine instinctive Melodienfähigkeit nicht verbergen, und Weller verleiht dem Stück die gebührende Ehrfurcht. Der Titelheld war auch ein stilvoller Kleidungsstück-Träger, was er bestimmt bemerkt hat.

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      Stilistisch liegt das Album im pastoralischen Bereich von Wellers Katalog, aber von Richie Havens („Handouts In The Rain“, mit Co-Vokal von Declan O’Rourke) bis Christy Moore (ein mittelalterliches „One Last Cold Kiss“) scheinen die Liedauswahlen mit Zuneigung und Intuition kuratiert zu sein. Über das gesamte Werk zieht sich eine melancholische Einheit, unterstrichen durch spärliche, unaufdringliche Produktion von Weller und Steve Cradock sowie langjährige Mitarbeiter wie Drummer Steve Pilgrim und Saxophonist Jacko Peake.

      Doch „Find El Dorado“ verzichtet auf sichere Nostalgie. Es enthält tiefgründige Stücke wie Brian Protheroes „Pinball“, das früher vor allem durch sein „Inspi­rieren“ (sprich: offenen Diebstahl) von „Riverman“ der High Flying Birds von Noel Gallagher bekannt war, sowie „Lawdy Rolla“ von The Guerrillas (nicht bei Streaming verfügbar). An anderen Stellen bekommt auch rar gewordene Stücke wie „Where There’s Smoke There’s Fire“, ein vergessenes Funk-Juwel von 1984, die Gelegenheit zu glänzen. Durch seine umfangreiche Kontaktliste rekrutiert Weller viele Außenseiter, doch die Kollaborationen sind subtil, niemals aufdringlich: Gallagher spielt Gitarre auf dem quasi-Title „El Dorado“; Seckou Keitas Kora verleiht „Journey“ Glanz.

      „Find El Dorado“ zeigt Wellers Post-„22 Dreams“-Einstellung zum Ekletizismus. Er durchforstet den Untergrund jenseits des coolen Trends, um Lieder wegen ihres Gefühls, nicht wegen Mode, wiederzubeleben. Jede Coverversion ist eine kleine Neuschöpfung, die in einem bewegenden Duett mit Robert Plant (!) bei Clive Palmers „Clive’s Song“ gipfelt. Weit entfernt von einer Füller-Produktion ist „Find El Dorado“ ein kunstvoll ausgearbeitetes Statement, das Wellers Platz als unruhig kreativer Interpreten von Liedern erneut bestätigt.

      8/10

      Worte: Richard Bowes

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Paul Weller – Finde El Dorado

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