Indigo De Souza: Glas halb voll

Ich habe immer das Gefühl, dass ich mich zu einer neuen Version meiner selbst entwickle. Kurz nachdem „Precipice“ fertiggestellt wurde, wurde Indigos Heimatstadt Asheville im September 2024 von Hurrikan Helene getroffen – was zum Verlust all ihrer Habseligkeiten führte, während ihr Haus überflutet wurde. Selbst in den Folgen einer solch unbegreiflichen Tragödie blieb Indigos erster Beitrag in den sozialen Medien hoffnungsvoll: „Ich vertraue auf meine Gemeinschaft“, bekräftigte sie. Während sie sich auf die Verantwortung vorbereitet, die mit der Veröffentlichung von „Precipice“ einhergeht, und sich an ihr neues Leben in LA gewöhnt (sie zog drei Monate nach der Flut um), hat sich seit den letzten Aufnahmen an „Precipice“ so viel verändert. Tatsächlich hat es ihr geholfen, diese Zeitkapsel zu reflektieren, um die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern. „Es bringt mich zurück zu diesem Zustand, in dem ich vor der Flut war, und erinnert mich an diese Zeit“, erklärt sie. „[Die Flut] hat mir auf jeden Fall viel gelehrt, und ich denke, die wichtigste Lektion war, loszulassen. Ich habe so viele Dinge verloren, die mir wichtig waren: den Ort, an dem ich lebe; die Dinge, die ich hatte; den Raum, den wir für die Gemeinschaft hatten [Indigos Zuhause war eine umgebaute Kirche, die als sicherer Raum für Künstler und Freunde diente]. Aber ich habe viel darüber gelernt, wie man zusammenkommt, seine Gemeinschaft durch dick und dünn zusammenhält, egal was passiert, und wie man das Glück in den kleinsten Ecken findet.“ Ob es ihr enge Gemeinschaft von Fans ist – für die sie in NYC und LA Hörpartys mit Aquarellmalerei veranstaltete –, die Zuflucht in Asheville oder die neuen Figuren, die sie in LA entdeckt, Gemeinschaft ist für Indigo äußerst wichtig. „Viele der Werte, die ich in North Carolina über mich selbst gelernt habe, tragen sich durch meine Zeit in LA“, sagt sie stolz. „Ich habe eine Offenheit – emotional, existenziell – gegenüber Menschen, und ich bringe viel Raum dafür, dass Menschen um mich herum sie selbst sein können.“ Anmut, Mut, Optimismus, Tapferkeit, Gemeinschaft – die Liste ist lang. Während Indigos Reise durch diese verworrene Welt fortgesetzt wird, entwickeln sich ihre Werte weiter und formen sich, genau wie ihre Kunst. Und grundsätzlich sind sie miteinander verbunden. „Wir haben in LA sogar ein ganz anderes Album gemacht, das nach ‚Precipice‘ erscheinen wird“, offenbart Indigo unerwartet. „Ich habe tatsächlich zwei Alben, die darauf warten, Aufmerksamkeit zu bekommen [fertiggestellt zu werden], damit ich sie veröffentlichen kann.“ Das Leben ist schnell, aber die Sängerin scheint noch schneller zu sein. Wir fragen sie, ob sich das Gefühl einer Last aufdrängt, wenn die Geschwindigkeit, mit der ein Künstler Songs schreibt, im Widerspruch zu dem steht, was die Branche erlaubt, um Musik zu veröffentlichen. „Das kann manchmal so sein“, gibt sie zu. Aber inzwischen wissen wir, dass der positive Zuspruch von Indigo De Souza kommt – so ist sie eben. „Meistens ist es okay“, lächelt sie. „Ich werde weiterhin Lieder schreiben!“ ‚Precipice‘ ist jetzt über Loma Vista erhältlich.