Das englische Folk‑Rock‑Duo klingt auf seinem vierten Album, als sei es sowohl über tausend Stunden hinweg sorgfältig konstruiert worden als auch in einem Take improvisiert worden. Es ist so sehr Flyte, wie Flyte nur klingen können.
01 · 09 · 2025
Flyte – Will Taylor und Nick Hill – sind seit ihrem Debüt 2017, ‚The Loved Ones‘, beständig, sensibel, bedacht und gelassen geblieben – so sehr, dass man fast übersehen könnte, wie sie in dem, was sie tun, noch besser geworden sind. Das neueste Werk ‚Between You and Me‘ klingt, als sei es sowohl über tausend Stunden hinweg sorgfältig konstruiert als auch in einem Take improvisiert worden, und es ist das typischste Flyte, das Flyte je geklungen haben. Die Hälfte des Albums ist klanglich einfacher, sanfter und reduzierter und zeigt das lebendige Songwriting, in dem Flyte so versiert sind.
Okay, es gibt viele Lieder über L.A. Aber Flytes Beitrag zum Kanon, ‚Emily and Me‘, ist so subtil und sardonisch, wie man es kriegen kann: „we drove to the cemetery / To pose at the headstones of Candy and Belushi“ – eine Persiflage des Hollywood‑Klischees dieses Ortes, zugleich aber eine Reflexion über seine tröstliche, hoffnungsvolle Anonymität („Emily and me / haunting the Boulevard / Emily, I see / our names in the stars“).
‚Emily and Me‘ ist textlich eher spezifisch und malt mit vielen traumhaften Bildern eine Vision. An anderer Stelle beschwören Flyte jedoch ein Gefühl herauf, das in nur wenigen Worten ebenso konkret und herztreibend ist. Die Lyrics von ‚I’m So Down‘ bestehen größtenteils aus der wiederholten Titelformel. Im zweiten Vers jedoch, in einem flackernden Moment, erfährt man, was der Sprecher zu versprechen versucht – oder sich selbst einzureden versucht: „You wanna have a baby / Been talking ’bout it lately.“ In zehn Worten bekommen all die „I’m so down“s und „obviously I’m in“s eine neue, ängstliche Bedeutung.
Weil sie im einfachen, subtilen Bereich so geschickt sind, wirken zusätzliche Elemente umso mehr, wenn Flyte sie einsetzen. ‚Alabaster‘, eine Zusammenarbeit mit Songwriterin Aimee Mann, integriert eine luxuriös‑fuzzige E‑Gitarrenlinie, die hin und wieder aufklingt und die schleichende Geschichte einer schuldhaften, aber unwiderstehlichen Affäre wirkungsvoll ausformt. Ähnlich – wenn auch nicht mit demselben Zweck – besitzt das Instrumental von ‚I Just Can’t Believe That We’re Friends‘ eine fast beschwingte Helligkeit, die auf dem restlichen Record sonst nicht zu finden ist. Das warme Bassglühen bleibt nachdenklich, ebenso die Gesangsmelodie, doch die akustische Gitarrenlinie hüpft geradezu, nach und nach von weiteren Schichten begleitet, während die Band sich einmal ins schüchterne, lächelnde Glückseligkeit sinken lässt: „It’s been a funny kind of year. Who’d have thought you’d find me here? […] I just can’t believe that we’re friends.“
Auf einem Album, das so voller kunstvoll gearbeiteter, intensiv nachklingender Vignetten von Unsicherheit, Nervosität und Nihilismus steckt, leuchten die sonnigen Momente besonders. Manchmal sogar buchstäblich (‚Hello Sunshine‘) und manchmal klanglich (‚I Just Can’t Believe That We’re Friends‘). Doch bei näherem Hinsehen fassen Flyte in ‚Everybody Says I Love You‘ alle losen Enden zusammen – all die Zögerlichkeit, Süße und Aufrichtigkeit destilliert auf den Punkt. Ein leicht gedämpfter Gitarrenanschlag vermittelt erneut den Eindruck, dass wir einem privaten Moment der Reflexion beiwohnen; das symbiotische Wechselspiel von Hills und Taylors Stimmen wirkt eher wie eine wiederholte Zustimmung als ein Gespräch. Es ist ein würdiger Abschluss eines Albums, dessen Titel den Wert des Raums – und der Verbindung und des Vertrauens – zwischen zwei Menschen repräsentiert.
7/10
Worte: Ims Taylor
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