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Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine

Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine

      Die Autoren von Atwood magazine tauchen ein in Miley Cyruss introspektives und genre-überschreitendes neuntes Album „Something Beautiful“ – eine selbstbeschriebene musikalische Heilung für eine „kranke Kultur“ – und erkunden ihre rohen Vocals, poetische Lyrik und mutige Evolution als Künstlerin nach fast zwei Jahrzehnten ihrer Karriere.

      Hier vorgestellt sind die Autoren Danielle Holian, Josh Weiner und Lauren Turner!

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      Zu Beginn: Wie ist Ihre Beziehung zur Musik von Miley Cyrus?

      Josh Weiner: Miley und ich sind ungefähr im selben Alter (beide 1992 geboren), und ihre Karriere und künstlerische Entwicklung haben weitgehend mit meinem eigenen Aufwachsen zusammengefallen. Ich kannte sie schon aus ihren Hannah Montana-Jahren – hauptsächlich indirekt über meine jüngere Schwester, die ein Fan war. Ich denke, ich habe sie erstmals aktiv selbst gegen 2013 gehört, im letzten Jahr meines Studiums, als „Bangerz“ und die dazugehörige Hit-Single „Wrecking Ball“ allgegenwärtig waren. Seitdem habe ich offen für Cyrus geblieben und vor allem die Musik genossen, die ich in dieser Zeit von ihr gehört habe.

      Danielle Holian: Miley Cyrus war eine der ersten Sängerinnen und Songwriterinnen, die mich mit Musik vertraut gemacht haben. Ich studierte ihre Texte, als ich mit dem Songwriting anfing. Ich liebte die Soundtracks von Hannah Montana, und als sie ihre Durchbruch-Solorelease hatte – oh mein! Die „Can’t Be Tamed“-Ära hat mir wirklich durch meine Schulzeit geholfen.

      Lauren Turner: Ich gehöre zur Generation, die Hannah Montana im Disney Channel erlebt hat. Sie ist eine Grundprägeerinnerung meiner Kindheit, und ich bin seit meinem 7. Lebensjahr Fan von ihr. In gewisser Weise bin ich mit Cyrus aufgewachsen und habe sie auf all ihren Wegen begleitet.

      Miley Cyrus © Glen Luchford

      

      Was sind Ihre ersten Eindrücke und Reaktionen auf „Something Beautiful“?

      Josh: Ich habe es genossen! Ich fand, es ist ein äußerst unterhaltsames und gut produziertes Album. Es freut mich zu sehen, dass Miley Cyrus nach fast 20 Jahren in der Musikwelt weiterhin qualitativ hochwertige Songs liefert.

      Danielle: „Something Beautiful“ fühlt sich wie eine Rückkehr nach Hause an, in einer Weise, die Cyrus' Musik ähnlich, aber auch klassischer erscheinen lässt.

      Lauren: „Something Beautiful“ war ein solches Erlebnis beim Hören. Es scheint, als wolle Cyrus ihre Kunst voll ausschöpfen. Ihre Stimme hat sich im Laufe der Jahre wie ein edler Wein entwickelt, und ihre Herangehensweise an Musik ist immer authentischer geworden. Dieses Album hebt ihre Vocals wirklich hervor und bringt einen neuen Sound von ihr, bleibt aber ihren pop-inspirierten Wurzeln treu. Es ist genau das, was der Titel verspricht – etwas Schönes.

      

      Wie vergleicht sich dieses Album mit „Endless Summer Vacation“ aus 2023 – was sind die auffälligsten Ähnlichkeiten oder Unterschiede?

      Josh: Ich müsste „Endless Summer Vacation“ noch einmal gründlicher anhören, um diese Frage adäquat zu beantworten. Nach ersten Eindrücken scheinen die beiden Alben unterschiedlich kategorisiert zu sein: ESV ist eher „Dance-Pop“, während „Something Beautiful“ eher „Progressive Pop“ ist. Die Produzenten unterscheiden sich auch: Kid Harpoon und Tyler Johnson versus Shawn Everett und Maxx Morando. Und die Konzepte sind unterschiedlich: ESV soll die Reize und den Spaß des sonnigen LA einfangen – das fiel mir beim Hören von „Something Beautiful“ nicht als erstes ein.

      Danielle: „Endless Summer Vacation“ setzt stark auf klaren Dance-Pop und radiotaugliche Produktion, mit Highlight-Tracks wie „Flowers“ und „Jaded“, die den Glamour und die Wärme von Los Angeles einfangen. Es ist ein poliertes, zugängliches Album über Empowerment und Selbst-Erneuerung. Im Gegensatz dazu ist „Something Beautiful“ experimenteller, mit progressivem Pop, atmosphärischen Texturen und unberechenbaren Strukturen – und einem klanglichen Ton, der melancholischer und introspektiver ist. Während ESV äußere Transformation feiert, blickt „Something Beautiful“ nach innen, erforscht emotionale Komplexität, persönliche Reflexion und spirituelle Verletzlichkeit. Beiden Alben gemeinsam ist Cyrus’ unverkennbare Gesangskraft: rau, soulful und emotional reich. ESV setzt auf markante, deklarative Hooks, während „Something Beautiful“ subtiler und explorativer ist. Beide zeigen eine Künstlerin, die keine Angst vor Weiterentwicklung hat und die Pop-Grenzen eigenständig verschiebt.

      Lauren: Ich mag Daniels Antwort sehr und stimme ihr voll zu. Ich liebe „Endless Summer Vacation“ und würde sagen, es ist eines der besten Alben, die je gemacht wurden, und eines meiner persönlichen Favoriten. Wie Danielle gesagt hat, geht es bei ESV um Selbst-Erneuerung und Empowerment. Es fühlte sich an, als wolle Cyrus sich neu vorstellen. Bei „Something Beautiful“ geht es noch tiefer in die Themen, die sie auf ESV angesprochen hat, und erweitert diese. Es wirkt persönlicher, wie ein Blick in ihr Tagebuch, in ihr Innerstes. Sie hat in mehreren Interviews gesagt, dass „Something Beautiful“ Jahre in der Entstehung war, an dem sie lange gearbeitet hat und immer wieder darauf zurückgekommen ist. Für mich war ESV eine Art „Hey, ich bin zurück, das bin ich.“ „Something Beautiful“ sagt: „Jetzt, wo ich eure Aufmerksamkeit habe, zeige ich euch, wie mein Geist all die Jahre funktioniert hat und wer ich wirklich bin.“

      

      Von Country und Americana bis Pop, Rock und Glam hat sich Cyrus als musikalischer Wandlungskünstler etabliert – nicht als Chamäleon, das sich einpasst, sondern als Künstlerin, die das volle Spektrum des Sounds umarmt. Wo positioniert sich „Something Beautiful“ auf ihrer künstlerischen Reise?

      Josh: Ich habe einige Wikipedia-Artikel durchgeblättert, um zu sehen, ob es ein anderes Miley Cyrus-Album gibt, das ebenfalls als „Progressive Pop“ beschrieben wird, so wie dieses. Was genau ist „Progressive Pop“? Das kann ich nicht abschließend beantworten. Aber offensichtlich ist Cyrus seit den Hannah Montana-Tagen weitergekommen und hat verschiedene kreative Stile und Persönlichkeiten ausprobiert. Ich bewundere, dass sie diesen Trend bis 2025 fortgesetzt hat.

      Danielle: „Something Beautiful“ fühlt sich wie ein Wendepunkt in Cyruss künstlerischer Entwicklung an. Nicht nur ein weiterer Genre-Wechsel, sondern eine Vertiefung der Intention. Anders als bei frühere Reinkarnationen, die mutig und performativ waren (wie die country-pop Wurzeln von „Younger Now“ oder der Glam-Rock-Charme von „Plastic Hearts“), richtet sich dieses Album nach innen. Es wirkt nicht, als würde sie einen neuen Kostüm anprobieren, sondern als würde sie eines ablegen. Musikalisch verbindet es Elemente von progressivem Pop, ambienten Texturen und experimenteller Produktion, emotional ist es eines ihrer introspektivsten und subtil radikalen Projekte. Es geht weniger um kommerziellen Erfolg, sondern um künstlerische Verletzlichkeit. Es markiert eine Phase der Klarheit in ihrer Reise, einen stillen, mutigen Schritt in die Komplexität statt in den Überfluss.

      Lauren: Genau wie Danielle sagte, fühlt sich „Something Beautiful“ wie Klarheit und Ablösung an. Dies ist Cyruses ehrlichstes und rohstes Album bisher. Es fühlt sich nach ihr an. Ich kann mir niemand anderen vorstellen, der so ein Album machen würde. Schon beim ersten Song dachte ich: „Hier passt sie genau hin.“ So vage es auch ist, es macht einfach Sinn und funktioniert.

      

      Cyrus hat „Something Beautiful“ mit den Songs „Something Beautiful“, „Prelude“, „End of the World“ und „More to Lose“ angekündigt. Sind diese Singles eine glaubwürdige Repräsentation des Albums?

      Josh: Klar – ich würde nicht sagen, dass der Rest des Albums außerhalb dieser Singles wirkt. Außerdem, wie erwähnt, co-produzieren Shawn Everett und Tyler Morando (oft beide zusammen) die meisten Songs, was für eine wichtige tonale Konsistenz von Track zu Track sorgt.

      Danielle: Vor der Albumveröffentlichung mochte ich die Singles „Something Beautiful“, „Prelude“, „End of the World“ und „More to Lose“ und fand, dass sie eine echte Wiedergabe des Albums sind. Es war ein durchgehend tolles Hörerlebnis. Ich mag es, wenn die Singles eines Albums teilweise unterschiedlich sind und einen Ausblick auf das geben, was noch kommt. Dann ist das komplette Album noch mal ein ganz anderes Erlebnis.

      Lauren: Ja und nein. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass eine der Singles das ganze Album vollständig widerspiegeln würde. Das Album ist so gestaltet, dass es am besten als Ganzes gehört wird, und jeder Song ist so einzigartig und bringt seine eigene Komponente ein. Aber wenn ich wählen müsste, sind diese vier am passendsten, weil sie die wichtigsten Themen und Metaphern des Albums am deutlichsten widerspiegeln.

      

      Cyrus hat „Something Beautiful“ als „Concept-Album, das versucht, eine kranke Kultur durch Musik zu heilen“ beschrieben. Trifft dieser Ausdruck den Geist der Songs? Wo spürt oder hört man das am stärksten?

      Josh: Interessante Aussage. Auf dem Album habe ich kaum soziale Kommentare zu aktuellen Ereignissen gehört, daher würde ich nicht sagen, dass „Something Beautiful“ direkt auf diese angeblich kranke Kultur eingeht. Aber wenn es ein Album ist, das einen angenehmen Hörerlebnis bietet und die Seele inmitten all dessen, was in dieser verrückten Welt passiert, heben kann, dann unterstütze ich diese Aussage grundsätzlich.

      Danielle: Ja, dieses Zitat trifft den Geist von „Something Beautiful“ genau. Das Album wirkt wie eine Diagnose und eine Heilung zugleich. Miley predigt nicht oder bietet einfache Lösungen an, sondern hält den Spiegel vor das Chaos, die Verwirrung und die Überstimulation des modernen Lebens. Das spürt man besonders in Tracks, die eher auf Stimmung und Atmosphäre setzen als auf traditionelle Strukturen, wo die Musik fast medizinisch wirkt. Lieder wie „Every Girl You’ve Ever Loved“, „End Of The World“, „Easy Lover“ und „Give Me Love“ verkörpern das am besten: Sie verschwimmen die Grenzen zwischen Verführung, Satire und Selbstreflexion und schaffen eine Art akustische Therapie. Es entsteht das Gefühl, dass sie nicht nur sich selbst, sondern auch den Zuhörer tröstet – Raum zum Fühlen, Pausieren und Verarbeiten. Es ist keine Heilung im klassischen Pop-Sinne; eher eine emotionale Akupunktur.

      Lauren: Ich würde sagen, dieses Zitat passt für „Something Beautiful“. Aus musikalischer Perspektive ist es so anders als der „Normalitätssound“, den wir heute im Pop hören. Sie bricht die Strukturen auf und bringt – wie Danielle sagte – eine Art Ruhe, die es den Hörern ermöglicht, wirklich zu fühlen, zu pausieren und zu verarbeiten. Besonders beeindruckend finde ich, wie sie Metaphern und Popkultur-Sprüche in ihren Songs umkehrt. Zum Beispiel singen Künstler oft über die Weltuntergangs-Szenarien mit Fragen wie, was würdest du tun? Wie würdest du dich fühlen? Wo und wie würdest du es verbringen? Doch in Cyruss Version „End of the World“ kehrt sie die Frage um. Die Welt geht unter, aber sie stellt Fragen: Wenn du noch einen Tag leben könntest, wie würdest du ihn verbringen? Das fordert die Idee heraus, dass morgen nicht versprochen ist, was sie offen auf den Punkt bringt. Damit betont sie, dass man das Jetzt leben soll und das Leben in vollen Zügen auskosten sollte. Es ist eine Aufforderung, aufzuwachen und aus der Denkweise auszubrechen, in der wir uns befinden. Dein Weltuntergang ist immer im Gange – geh dein wildes Ding, sei du selbst.

Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine Rundtisch: Eine Rezension von Miley Cyrus' 'Something Beautiful' – Atwood Magazine

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