Musik Nachrichten
Scham – Skrupellosigkeit

Scham – Skrupellosigkeit

      Eine rohe, manchmal freche Rückkehr...

      14 · 09 · 2025

      Die überspitzte, archaische Rückkehr von Shame ist angesichts der nachgewiesenen Konstanz der Band keineswegs überraschend. Nach vier Alben haben Shame bewiesen, dass sie die Fähigkeit besitzen, sich weiterzuentwickeln, ohne an Schwung zu verlieren; dieses Mal wird ihre Relevanz dadurch gestärkt, dass sie sich mit Zähnen und Nägeln in Themen wie Korruption und die Passivität der Gesellschaft ('Cowards Around') sowie toxische Beziehungen ('Quiet Life') verbeißen.

      Aufgewachsen in Londons Grassroots-Musikszene, insbesondere in Windmill Brixton, ist es kein Wunder, dass sich Shame wohlfühlen, Dinge nach ihren eigenen Bedingungen in die Wege zu leiten — das gehört zum Revier. Diesmal haben sie den Grammy-gekrönten Produzenten John Congleton (St. Vincent, Angel Olsen) verpflichtet, der bereits bei Mannequin Pussys 'I Got Heaven' (2024) einen ähnlichen Zustand der Dringlichkeit inszenierte.

      Während die beiden Vorgänger 'Food for Worms' (2023) und 'Drunk Tank Pink' (2021) im Vergleich melancholisch klingen, lässt 'Cutthroat' Sänger Charlie Steen Rollen annehmen, die über seine unmittelbare Perspektive hinausgehen. Die Lead-Single 'Cutthroat' ist ein tauber, aber trotziger Opener des Albums, als wäre sie aus Narbengewebe gebaut; die Texte lesen sich nicht als Gleichgültigkeit, sondern eher als ein Gefühl von „was kann mich jetzt noch berühren?“ Songs wie 'Lampião' und 'Screwdriver' sind stärker charaktergetrieben, bieten aber ebenfalls Momente nötiger Mehrdeutigkeit. Darüber hinaus wird Eskapismus durch 'Quiet Life' zu einem Thema des Albums: Sänger Charlie Steen beschreibt eine toxische Beziehung, die ihn dieses Mal wiederum zum Feigling macht; er erklärt: „Ich bin ein Feigling, weil ich weiß, dass ich nicht Nein sagen kann.“

      Die Rohheit des Albums, die ihren Live-Sound immens ergänzt, entsteht aus dem hingeworfenen Lyrismus und der Art von Steens lebhafter Gesangsperformance. Oft inhaltlich schwerwiegend, bringt es zugleich gleiche Teile Humor mit sich: Es fällt schwer, nicht an die aufreißbaren Hosen mit goldenen Hotpants darunter zu denken, die Steen live auf der Bühne trägt — 'Cutthroat' wirkt gleichermaßen frech und auf den Punkt.

      8/10

      Text: Emma Way

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