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Mittwoch - blutet

Mittwoch - blutet

      Wenn das Timing von ‚Bleeds‘ in der Außenwahrnehmung etwas zufällig erscheint (eine Band namens Wednesday veröffentlicht ein Album im Schatten des hell erleuchteten Scheinwerfers der gleichnamigen Netflix‑Serie), dann war es offenbar bei der Entstehung umgekehrt. Bei der ausgesprochen tagebuchhaften Schreibe von Frontfrau Karly Hartzman spielt es – so heißt es – kaum eine Rolle, dass der Großteil dieses sechsten Albums des North‑Carolina‑Ensembles noch vor ihrer Trennung von Gitarrist MJ Lenderman verfasst wurde – damals noch vollwertiges Mitglied, heute zumindest kein Touring‑Mitglied mehr –, denn eine unheimliche Schwermut durchzieht den Großteil der Platte, die sich nur schwer davon abkoppeln lässt, sie mit der realen Timeline der Protagonisten in Verbindung zu bringen. Ebenso hinterlässt die durch das Hin‑ und Herschieben zwischen Stilen erzeugte Spannung jedes Mal eine sichtbare Naht: Ein Beispiel ist das schiefe, hübsche Country‑Lite von ‚Phish Pepsi‘ (mit dem einprägsamen Popkultur‑Satz „Wir haben ein Phish‑Konzert gesehen und Human Centipede / Zwei Dinge, die ich mir jetzt wünschte, ich hätte sie nie gesehen“), das in das Indie‑Geflüster von ‚Candy Breath‘ überleitet, wo eine fast komische Timing‑Setzung der Zeile „alle sind geschieden“ vorangeht. Es ist kein vollständiges Gegeneinander, und beide Stücke funktionieren für sich genommen, doch es gibt einen spürbaren Stimmungswechsel, der die Platte angespannt erscheinen lässt – ein Wechsel, der (mit dem Rückblick zumindest) auf eine Band hindeutet, die ebenfalls angespannt ist. Dieses leichte Ungeschick, wenn Wednesdays Stile um Aufmerksamkeit ringen, beeinträchtigt das Album nicht – und tatsächlich fügt das ‚was wir jetzt wissen‘ der emotionalen Wucht, die Karly bereits meisterhaft zu vermitteln versteht, noch etwas hinzu. So ist zum Beispiel die Ennui und die klassische Slacker‑Rock‑Erzählweise von ‚Wound Up Here (By Holdin On)‘ spürbar; anderswo, in ‚Pick Up That Knife‘, wird ihr Refrain „sie werden dich draußen treffen“ im Verlauf des Stücks zunehmend schmerzhafter. Am eindringlichsten ist es, wenn diese Emotion von der Musik selbst widergespiegelt wird: die unheilvolle Orgel in ‚Carolina Murder Suicide‘ spiegelt ihre leise, traurige Darbietung; und ‚Wasp‘ – die einzige Stelle, an der die Platte wirklich als laut beschrieben werden kann – lässt vage gedämpfte Gitarren in kakophonische (und herrliche) emotionale Auflösungen münden.

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Voller emotionaler Wucht, die sie bereits gekonnt zu vermitteln gezeigt haben.