Bob Dylan hat sich nie bemüht, den an ihn gestellten Erwartungen gerecht zu werden. Als Golden Boy der Folk-Szene von Greenwich Village sorgte sein Wechsel zum elektrischen Rock ’n’ Roll berühmt-berüchtigt für Kontroversen, nur einer in einer Reihe von Ausweichmanövern, Kehrtwendungen und stilistischen Abenteuerlichkeiten der schwer zu durchschauenden Songwriter-Ikone. Dabei ist auch eine nicht geringe Menge kraftvoller Arbeiten entstanden, und leider bleibt ein Teil davon unter dem Radar – nehmen Sie etwa seine festliche Zugabe von 2009 ‚Christmas In The Heart‘.
Unter seinem Pseudonym Jack Frost produziert, ist es ein Album, durchdrungen von Weihnachtsfreude und dem ganzen Geist der Saison. Bei seinem Erscheinen jedoch löste ‚Christmas In The Heart‘ völlige Verwirrung aus – schließlich kam Dylan gerade vom weltweiten Erfolg von ‚Together Through Life‘, Teil seines bemerkenswerten Abschnitts nach ‚Time Out Of Mind‘. Kritiker und Fans wussten nicht so recht, was sie von dem festlichen Album halten sollten; einige glaubten, es sei ein ausgeklügelter Scherz des Songwriters.
Im Kern funktioniert ‚Christmas In The Heart‘ jedoch, weil es völlig ernst gemeint ist. Eine ungekünstelte, völlig aufrichtige Hommage ans festliche Songwriting, es ist Teil von Dylans anhaltendem Interesse am Songwriting vor dem Rock ’n’ Roll – denken Sie etwa an seine Ode an die Crooner ‚Shadows In The Night‘ aus dem Jahr 2015.
Die Arrangements sind wunderschön – nie zu üppig, aber gleichermaßen den Songs in ihrer Musikalität gerecht werdend. ‚Here Comes Santa Claus‘ ist von Freude gesäumt, während ‚Do You Hear What I Hear?‘ von einem spürbaren Staunen angetrieben wird. ‚Have Yourself A Merry Little Christmas‘ ist erhaben und haucht dem häufig gecovertem Stück neues Leben ein, während die Lap-Steel-Parts auf ‚Christmas Island‘ eine wahrhaft transzendente Qualität besitzen.
Auch die Weihnachtslieder sind vorzüglich umgesetzt. Die Frage nach Dylans Glauben und spirituellen Überzeugungen – in einer jüdischen Familie aufgewachsen, in den späten 70ern eine christliche Bekehrung durchlebt – schwebt zweifellos im Hintergrund, doch im Kern spielt er einfach mit großartigen Liedern. ‚Hark The Herald Angels Sing‘ ist schlicht und göttlich, ‚O Come All Ye Faithful‘ ist herzzerreißend schön, und ‚The First Noel‘ – unterstützt von einem Chor – schimmert mit eisiger Mittwinter-Nostalgie.
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Im Gespräch über das Album mit Bill Flanagan betonte Dylan die Aufrichtigkeit, mit der er an diese Sessions herangegangen sei. „Es gab keinen anderen Weg, es zu spielen. Diese Lieder sind Teil meines Lebens, genau wie Volkslieder. Man muss sie auch geradeheraus spielen.“
Anders als manche der kommerzielleren, mitten im Winter wiederkehrenden Evergreens, die Jahr für Jahr auf Streaming-Plattformen auftauchen, gibt es auf ‚Christmas In The Heart‘ so viel zu entdecken. Indem er durch völlige Treue neue Facetten des Songwritings herausarbeitet, trifft Dylan auf eigentümliche Weise die der Saison innewohnende Romantik.
Vielleicht war diese Aufrichtigkeit für das moderne Publikum zu viel. Über die Zweifler sagte Dylan: „Solche Kritiker schauen von außen herein. Sie sind mit Sicherheit nicht die Fans oder das Publikum, für das ich spiele. Sie hätten kein Gespür für mich und meine Arbeit, was ich kann und was nicht – den Umfang von allem. Selbst zu diesem Zeitpunkt wissen sie immer noch nicht, was sie mit mir anfangen sollen.“
Vom Grußkarten-Cover bis zu den letzten Tönen ist ‚Christmas In The Heart‘ hartnäckig altmodisch, ein Blick auf die Klänge, die Bob Dylan als Kind gehört haben muss. Oder vielleicht vermittelte das vergnügt alberne Video zu ‚Must Be Santa‘ den Leuten den falschen Eindruck. Was auch immer der Grund ist, ‚Christmas In The Heart‘ ist ein Muss für diese und jede festliche Saison.
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Text: Robin Murray
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