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Ursprüngliche Sonne – Konkrete Sprache

Ursprüngliche Sonne – Konkrete Sprache

      Ein lebhaftes Debütalbum, das ihre Live-Stärke widerspiegelt...

      19 · 09 · 2025

      Die New Yorker Native Sun veröffentlichen ihr Debütalbum „Concrete Language“, eine sehnsüchtig erwartete Veröffentlichung beim neuen, meinungsbildenden Label TODO. Das Quartett, bestehend aus dem in Kolumbien geborenen Danny Gomez (Gesang/Gitarre), Justin Barry (Bass/Gesang), Jack Hiltabidle (Gitarre) und dem in Argentinien geborenen Nicolas Espinosa (Schlagzeug), hat ein Album produziert, das in unterschiedlichen Tempi und Stilrichtungen nur so vor Garage-Rock’n’Roll strotzt. Der Opener „Down My Line“ setzt die Richtung des Albums. Er prescht gleich zu Beginn in hohem Tempo voran, mit einem rauen Rock’n’Roll-Gesang, der nicht nachlässt. Mit einem mid-track-Rollenschlagzeug zum Niederknien und Gitarren voller Feedback wird es gegen Ende köstlich stachelig. „Down My Line“ darf langsam ausklingen, die Instrumentierung findet ihr eigenes glorreiches, natürliches Ende. Eine scharfe Wendung folgt mit „Tizz“, das ein langsameres, lässigeres Tempo einschlägt. Nachdenklich, mit Gomez, der singt: „Komm, nimm eine Fahrt in mein Unterbewusstsein“, ist die Frustration in der leidenschaftlichen Gesangsleistung deutlich spürbar. Die markanten Lyrics setzen sich fort mit: „Die Verzweiflung laugt mich aus.“

      „I Need Nothing“ ist eine Hommage an die Stone Roses mit einem funkigen Bass-Intro und Ian-Brown-inspiriertem Gesang. Der Titel ist interessant — ist es eine Erklärung oder vielleicht eine wiederholte Selbstbekräftigung? Die E-Gitarre dominiert in „I Need Nothing“, wie ein ungezogenes Kind, das nicht stillsitzen kann; sie springt rein und macht ihr eigenes Ding, während das Schlagzeug durchgehend ein gleichmäßiges Tempo hält und als Anker dient. Bei unter zwei Minuten könnte man annehmen, dass „This Mess“ eine Atempause ist — nicht im Geringsten. Wild und roh wirft „This Mess“ die Fesseln ab und lässt es krachen. Die Freiheit in der Musik zeigt sich in den hämmernden Drums und den wilden Vocals. Ein Song für die Wiederholen-Taste — ohne Frage.

      Danach folgt das ungezwungene Indie-Stück „Squash“, das ein wenig zurückgenommen ist; der Gesang ist wunderschön mit dem Schlagzeugbeat geschichtet. Thematisch wurde der Track von jener frühen Morgenstunde inspiriert, in der Nachzügler einer Nacht auf die ersten Arbeiter des Tages treffen. Eine Zeit der Reflexion, die sich im gemesseneren Tempo von „Squash“ widerspiegelt. Das Indie-Tempo setzt sich fort, erhält aber mit „Whose Kids“ eine zusätzliche Attitüde. Die Wiederholung von „I want to die“ wirkt unangenehm neben den wiederholten leichteren „ooh“- und „yeah“-Rufen, und es ist vielleicht das kreischende Gitarrenoutro, das am stärksten die Themen des Stücks anspricht.

      „Adam“ ist ein Highlight auf „Concrete Language“. Hier kehrt die schroffe Rock’n’Roll-Ästhetik zurück und verweist durchweg auf New York; der gemeinschaftliche Gesang im Refrain verstärkt das Gefühl von Freundschaft. Im letzten Drittel zieht das Tempo packend an und nimmt den Hörer mit auf die Fahrt. Die Hölle bricht los und endet genau in dem Moment, in dem sie fast auseinanderzufallen droht. Bei „Go Out And Play“ gibt es dann mehr Rock als Roll, der Gesang voll herzlicher Emotionen. „I want to fly in the sky“ wird immer wieder wiederholt und drückt vielleicht das Verlangen nach einer Befreiung von den Zwängen des modernen Lebens aus. Die Drums setzen bei „No“ ihre Autorität durch, ein Song, der diese nachdenklichen Überlegungen fortführt. Das Bemühen, sich selbst festzuhalten, während man in verschiedene Richtungen gezogen wird, ist ein Thema, mit dem sich alle identifizieren können; die langsamen Rockpassagen mit einschlagender Gitarre und geschrienen Texten betonen die daraus resultierenden Frustrationen. Die sich aufbauende Emotion bricht gegen Ende über und der Aufruhr bleibt ungelöst.

      „In The Light“ beginnt, eine ruhigere Stimmung hereinzubringen, während das Album seinem Ende entgegengeht. Allerdings scheinen Native Sun es auf spannende Weise schwerzufallen, eine solche Atmosphäre lange zu halten, denn bald steigert sich die Intensität wieder, wenn auch nicht mehr ganz so hektisch wie zuvor. Der Albumabschluss „All I Can See“ bietet ein gemessenes Ende mit seinem sanften Tempo, nachdenklichen Texten und gesungenem Gesang. Native Sun entscheiden sich, ihr Debütalbum mit einem Track zu beenden, der nicht typisch für ihren üblichen Sound ist — das ist zu begrüßen. „Concrete Language“ ist eine verdammt aufregende Fahrt und spiegelt die Überschwänglichkeit der Liveshow dieser Band wider. Jetzt heißt es die Tourdaten checken: Im Herbst gehen sie zum ersten Mal nach Großbritannien und Europa.

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      8/10

      Text: Julia Mason

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